Unternehmen aus Europa, die auf dem US-Markt tätig werden wollen, müssen auch das Thema Logistik neu lernen. Im Expertennetzwerk der US Business Partners, das Firmen auf ihrem Weg in die USA begleitet und berät, verantwortet Merlin Dow vom Transport- und Logistikunternehmen Gebrüder Weiss diesen Bereich. Wir sprachen mit dem Deutsch-Amerikaner über logistische Besonderheiten und den außergewöhnlichen Service, den Unternehmen von den US Business Partners erhalten.
Wenn Merlin Dow auf Events der US Business Partners zum Thema Logistik aufklärt, spricht er dabei immer wieder die folgenden Themen an: Standortwahl, Transportkosten, Transportzeiten, Transportschäden und Zoll. „Wobei bereits das Thema Zoll für sich genommen abendfüllend ist“, erklärt Dow. Im Griff haben sollten es Unternehmen aber in jedem Fall, denn „Verstöße sind mit hohen finanziellen Sanktionen verbunden“, weiß Dow.
Wie in den Bereichen Recht, Steuer, Versicherungen und Finanzierung tickt der US-Markt auch im Bereich Logistik anders. „Die Suche nach der richtige Logistiklösung beginnt in den USA bereits bei der Standortwahl“, erklärt Dow. Immer wieder würden Unternehmen aus Europa die räumlichen Dimensionen in den USA und damit auch Transportzeiten und Transportkosten unterschätzen. So habe ein Standort an der Ostküste zwar den Vorteil der Nähe zu Europa, habe das Unternehmen jedoch Kunden an der Westküste oder im Süden der USA drohen die Transportkosten schnell aus dem Ruder zu laufen. „Ich empfehle Unternehmen, die den gesamten US-Markt bespielen wollen, daher meist von Anfang an mehrere Standorte einzuplanen.“
Hinter Merlin Dow steht die Expertise und Erfahrung der ältesten Spedition der Welt: Gebrüder Weiss. Das Unternehmen ist über 500 Jahre alt und befindet sich noch immer in Familienbesitz. Dow ist als Director Sales West für einen Teil des US-Geschäfts verantwortlich sowie für die Beratung von Unternehmen aus der DACH-Region, die im US-Markt tätig sind und tätig werden wollen. Dabei bietet das Unternehmen Gebrüder Weiss seinen Kunden einen einzigartigen Komplettservice an.
„Wir machen Land, Luft und Seetransporte, aber auch Lagerlogistik. Wir unterscheiden uns von anderen Unternehmen aber auch dadurch, dass wir unseren Kunden einen Single Point of Contact bieten.“ Für jede Sendung gibt es einen Ansprechpartner, der die Ware kennt und genau weiß, wo die Ware ist. Es gibt zudem keinen Voicemail-Service, sondern immer eine Live-Person, die als Kontakt zur Verfügung steht. Großen Wert legt Gebrüder Weiss auch auf die Qualifikation der Mitarbeiter. In den USA rutschen zahlreiche Mitarbeiter und mitunter selbst Fachkräfte ohne fundierte Ausbildung in die Logistikbranche. Um die höheren Qualifikationsstandards sicherzustellen, arbeiten bei Gebrüder Weiss viele Mitarbeiter, die in Europa ausgebildet wurden, und dann für das Unternehmen in die USA gewechselt sind.
Auch im Transportsektor wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Bis 2030 will das Unternehmen Gebrüder Weiss CO2-neutral sein. In Europa verfügt man bereits über eigene Solaranlagen auf den Logistikterminals und einen Windpark. In den USA erfolgt der Ausbau einer eigenen nachhaltigen Energieinfrastruktur gerade. Zur Flotte des Logistikers gehören unter anderem Wasserstoff- und Gas-Lkw sowie Elektro-Trucks und -Tranporter. Wichtig ist Dow die Messbarkeit der Nachhaltigkeitsmaßnahmen. „Wir haben Kunden, die von uns genau wissen wollen, wie hoch der CO2-Austoß pro Sendung ist. Diese Zahl können wir ihnen liefern.“
Klassische Transporte, das Brot-und-Butter-Business, wie Dow es mit einem Schmunzeln nennt, machen noch immer den Großteil des Geschäfts in Europa und in den USA aus. „Wir haben jedoch auch ein eigenes Department für Schwertransporte.“ Etwa wenn Helikopter, Maschinenanlagen oder großformatige Module für Wasserkraftwerke transportiert werden müssen. Vor allem auf dem Landweg müssen die Routen hier exakt geplant werden. „Brauchen wir eine Polizeieskorte oder Straßenabsperrungen? Müssen wir bestimmte Straßen umfahren, etwa, wenn eine Brücke nicht tragfähig genug ist oder Stromleitungen im Weg sind? Haben wir alle Permits, die in den USA für und in jeden Bundestaat beantragt werden müssen.“
Ein weiteres Thema, das laut US Businesspartner Dow von europäischen Unternehmen immer wieder unterschätzt wird, ist das Thema Transportschäden. „Wenn ich eine Palette von Hamburg nach München transportiere, läuft sie mit großer Wahrscheinlichkeit einfach durch. Beim Transport einer Palette Chicago nach Salt Lake City wird diese bis zu sechsmal umgeladen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Transportschäden.“
Die besonderen Gegebenheiten des US-Markts zeigen sich auch im Streikverhalten, von dem auch der Transportsektor betroffen sein kann. „Wir bilden mittlerweile in unseren Logistikketten auch solche geopolitischen Einwirkungen wie Streiks mit ab, um zu schauen, ob wir Transporte noch rechtzeitig umlenken können, wenn ein Streik auftritt.“ Wie hängt ganz von der Streikdauer, die in den USA üblicherweise länger dauert und der Art des Streiks ab. Wenn etwa die Bahn streike, würden automatisch auch Truck-Kapazitäten knapp. Darauf muss ein Unternehmen rechtzeitig reagieren. Mit den Experten der US Business Partners, die sich im US-Markt nicht nur in der Logistik, sondern auch in Steuer-, Finanzierungs-, Rechts- und Versicherungsfragen bestens auskennen, fällt das einem Unternehmen aus Europa sehr viel leichter.